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Wenn die Achillessehne plötzlich schmerzt

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Laufsport als Risikofaktor: Teilnehmer am Zürich Marathon 2012.

Laufsport als Risikofaktor: Teilnehmer am Zürich Marathon 2012.

Sie bereiten sich nach Ihrem persönlichen Plan auf den nächsten Wettkampf vor,  steigern kontinuierlich Umfang und Intensität und dann das. Plötzlich beginnt die Achillessehne zu schmerzen. Zuerst nur nach dem Lauftraining, später auch während des Trainings und dann kommen auch noch morgendliche Anlaufschmerzen nach dem Aufstehen hinzu. Sie beschliessen die Beschwerden zuerst zu ignorieren, es darf ja beim Training etwas zwicken. Als die Beschwerden über Wochen nicht abklingen und die Achillessehne sich auch noch verdickt, beschliessen Sie zum Arzt zu gehen.

Unser Running-Doc Dr. med. Martin Narozny-Willi* erklärt, was das bedeutet und was Sie dagegen tun können:

Links verdickte Achillessehne

Diagnose
Bei der Untersuchung ist der Zehenspitzengang schmerzhaft und ebenso das einbeinige Hüpfen auf dem betroffenen Fuss. Die knotige Verdickung der Achillessehne ist druckschmerzhaft und es lässt sich bei der Bewegung der Sehne ein Reibegeräusch provozieren. Damit ist die Diagnose einer Achillessehnenentzündung klinisch bereits gestellt.

Achillessehnenverdickung im MRI

Zusätzliche Untersuchungen
Mit einer Ultraschalluntersuchung kann festgestellt werden, wie stark die Achillessehne verdickt ist, ob bereits eine partielle Degeneration oder eine charakteristische vermehrte, krankhafte Gefässeinsprossung in die Sehne stattgefunden hat. In chronischen Fällen, die bereits mehrere Monate andauern, kann auch eine MRI-Untersuchung hilfreich sein, um zu beurteilen, wie viel Gewebe der Achillessehne bereits degeneriert ist und ob nicht bereits eine Operation in Betracht gezogen werden muss.

Entstehung und Risikofaktoren
Zur Entzündung kommt es bei einem Missverhältnis von Belastung und Belastbarkeit der Sehne. Laufsport birgt im Vergleich zu sitzender Aktivität ein 30-fach erhöhtes Risiko in sich, eine Achillessehnenentzündung zu erleiden. Zu einer Überbelastung kommt es nach Steigerung von Intensität und Dauer des Trainings, bei der Wahl von ungeeigneten Laufschuhen und Änderung des Laufterrains. Beispielsweise verlangt das Training auf der Finnenbahn, deren Oberfläche zwar weich beschaffen aber auch instabil ist, der Achillessehne Mehrarbeit ab. Ausgeprägte Überpronation, d.h. Einwärtsknicken des Fusses, mangelnde Dehnung und Kraft der Wadenmuskulatur gelten ebenfalls als Risikofaktoren. Selten kann es auch bei der langfristigen Einnahme von gewissen Antibiotika zu einer Achillessehnenentzündung kommen.

Was geschieht auf der Zellebene?
Sehnen bestehen einerseits aus Sehnenzellen, zum anderen grossen Teil aus parallel verlaufenden Sehnenfasern. Bei der krankhaft veränderten Sehne ist der parallele Verlauf der Sehnenfasern gestört, es kommt zur Degeneration der Fasern, was im Langzeitverlauf zur Verdickung führt. Zudem kommt es zu einem Einwachsen von Gefässnervenkomplexen in die Sehne. Diese Nervenendigungen sind wohl massgeblich an der Schmerzentstehung beteiligt. Streng genommen kommt es also zu keiner eigentlichen Entzündung, sondern zu einer Degeneration. Der Begriff Achillessehnenentzündung  hat sich jedoch im Sprachgebrauch eingebürgert.

Dehnungs- und Kräftigungsübung auf der Treppe.

Therapie
Die Therapie der Achillessehne ist immer langwierig und von Fall zu Fall unterschiedlich. Sie richtet sich nach den zu korrigierenden Risikofaktoren und kombiniert mehrere Methoden. Es ist sicher von Vorteil wenn dabei erfahrene Sportmediziner und Sportphysiotherapeuten einbezogen werden.

Achillessehnenbandage

Sicher muss zuerst die Belastung reduziert, d.h. das Lauftraining gestoppt werden. Eine der bewährtesten aktiven Massnahmen ist ein kombiniertes exzentrisches Dehnungs- und Kräftigungstraining der Wadenmuskulatur, welches z.B. über eine Treppenstufe mehrmals täglich über Wochen durchgeführt werden muss. Dies führt zu einer Kräftigung der Sehne. Eine physiotherapeutische Behandlung ist fast immer notwendig. Dabei werden die aktiven Übungen instruiert, Verspannungen in der Wadenmuskulatur gelöst und die Durchblutung in der Achillessehne gefördert. Dazu kann unterstützend auch eine Achillessehnenbandage verwendet werden, welche beim normalen Gehen die Achillessehne massiert und dabei die Durchblutung verbessert.

Ebenfalls mit gutem Erfolg wird die sogenannte Stosswellentherapie angewendet, welche durch eine gezielte Reizung an der Achillessehne die körpereigenen Reparaturmechanismen anregt, da der Körper bei der Behebung des Achillessehnenschadens oft zu früh aufgibt. Bei ausgeprägter Überpronation des Fusses muss die Stellung mit einer Schuheinlage korrigiert werden.

In einigen besonders hartnäckigen Fällen muss die Therapie auf spezielle Therapieverfahren ausgeweitet werden. Dazu gehören die Förderung der Heilung durch Injektionen von Extrakten aus dem Eigenblut (sogenanntes plättchenreiches Plasma) und die Verödung der eingewachsenen Gefässnervenkomplexe, wobei letzteres in der Schweiz kaum durchgeführt wird. Verboten sind Cortisoninjektionen in die Achillessehne, wie sie früher durchgeführt wurden. Diese bringen zwar eine kurzfristige Besserung der Beschwerden, schwächen aber die Achillessehne und können bei wiederholter Anwendung sogar zum Riss der Sehne führen.

Operation
Wenn im MRI mehr als 50 Prozent des Achillessehnenquerschnittes degeneriert ist, führt die konservative Therapie oft nicht mehr zum Erfolg. Dann muss operativ das krankhaft veränderte Gewebe entfernt werden. Ist die verbliebene Sehne zu schwach, muss sie meist durch die Sehne des Grosszehenbeugers verstärkt werden.

Zusammenfassung

Die Ursachen der Achillessehnendegeneration sind individuell sehr verschieden. Die Therapie ist langwierig und richtet sich nach den zu korrigierenden Faktoren. Es müssen diverse Therapieverfahren kombiniert werden, um zum Erfolg zu kommen. Eine frühzeitige Behandlung durch Sportmediziner und Sportphysiotherapeuten ist von Vorteil.

Dr. med. Martin Narozny

Dr. med. Martin Narozny, unser Doc bei «Running im Outdoorblog».

* Dr. med. Martin Narozny-Willi, Facharzt Orthopädische Chirurgie, Sportmedizin SGSM und Verbandsarzt Swiss Ice Hockey. SportClinic Zürich, Sportmedizin und Leistungsdiagnostik. Die Klinik ist eine Swiss Olympic Medical Base.


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