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Ermüdungsbruch am Fuss – oft verpasste Diagnose

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Ein Jogger trainiert im Wald. (Keystone)

Ein Ermüdungsbruch entsteht durch repetitiven mechanischen Stress: Ein Jogger trainiert im Wald. (Keystone)

Sie bereiten sich auf einen Laufwettkampf vor, führen ein regelmässiges Lauftraining durch und haben die Intensität gesteigert. Anfangs geht alles gut, doch dann beginnt plötzlich Ihr Fuss zu schmerzen, zuerst nur beim Training, später auch im Alltag. Nach einer Trainingspause mit mehr oder weniger Schmerzen entschliessen Sie sich, doch zum Arzt zu gehen. Dieser stellt nach der Untersuchung und Bildgebung die Diagnose eines Ermüdungsbruches.

Unser Running-Doc *Dr. med. Martin Narozny-Willi erklärt , wie es zum Ermüdungsbruch kommen kann:

Definition
Bei einem Ermüdungsbruch oder einer Stressfraktur handelt es sich um einen partiellen oder kompletten Knochenbruch, der aber nicht durch eine einzelne Gewalteinwirkung entstanden ist, sondern durch repetitiven mechanischen Stress.

Ursache
Bei jeder neuen körperlichen Belastung reagiert der Körper mit Anpassungsvorgängen wie Muskelwachstum und Verstärkung der Knochen an den belasteten Stellen. Stressfrakturen entstehen, wenn sich der Knochen nicht an die Belastungen anpassen kann, weil die Belastung zu hoch und die Erholungsphase zu kurz ist. Ursprünglich wurde die Stressfraktur am Vorfuss bei Militärrekruten als «Marschfraktur» beschrieben, ausgelöst durch die ungewohnt hohe Belastung an den Märschen. Im Sport sind Steigerung der Trainingsdauer, Intensität oder der Frequenz typische auslösende Faktoren. Stressfrakturen treten bei Sportlern gehäuft am Schienbein, an den Fusswurzelknochen, sowie bei Läufern an den Mittelfussknochen auf. Anatomische Risikofaktoren sind z. B. der Hohlfuss oder der ausgeprägte Knick-Senk-Spreizfuss. Frauen sind häufiger betroffen, dort v. a. in Sportarten, wo ein sehr tiefes Gewicht (z. B. Ballett) von Vorteil ist, was zusammen mit Essstörungen zu Osteoporose und hormonellen Veränderungen führt. Auch alte Trainingsschuhe, welche die dämpfenden und stabilisierenden Eigenschaften verloren haben, gelten als Risikofaktor.

Symptome
Zuerst beginnen die Schmerzen schleichend, das Training ist noch machbar. Mit zunehmender Dauer der Beschwerden muss die sportliche Belastung bereits zu Beginn abgebrochen werden und die Schmerzen treten auch im Alltag oder sogar in Ruhe auf. Oft bildet sich am Fussrücken oder Vorfuss eine kleine Schwellung. Zudem kann sehr lokalisiert bei der Untersuchung ein Druckschmerz ausgelöst werden.

Stressfraktur Mittelfuss II

Erst auf dem zweiten Röntgenbild nach zehn Tagen zu erkennen: Ermüdungsbruch.

Bildgebung
Leider ist eine Stressfraktur im Anfangsstadium im Röntgenbild nicht sichtbar, so dass die Diagnose nicht selten verpasst wird. Erst nach 10-14 Tagen lassen sich dann entsprechende Veränderungen in einem Verlaufsröntgenbild sehen. Bei Elitesportlern muss die Diagnose vor einem Wettkampf aber oft erzwungen werden. Dann wird eine MRI Untersuchung durchgeführt, welche auch schon das Frühstadium einer Stressfraktur erfassen kann.

Therapie
Allen Therapien der Stressfrakturen gemeinsam ist die Reduktion der Belastung. Je nach Lokalisation sind die Dauer und weitere Massnahmen aber sehr unterschiedlich. Am Schienbein kann es abhängig von Ort und Ausmass zu einer Sportpause und sogar zu einer Entlastung an Stöcken von 4-12 Wochen führen. Beim Fusswurzelknochen muss oft noch zusätzlich ein Gips angelegt werden. Bei Läufern sind die Vorfussknochen 2-4 am häufigsten betroffen. Hier genügt als einfache Massnahme eine steife dünne Carbonsohle, welche für 4-6 Wochen im Schuh getragen wird und eine ebenso lange Sportpause. Die Carbonsohle bewirkt, dass der Fuss nur noch flach auf den Boden gestellt werden kann und ein Abrollen des Vorfusses mit den Biegekräften auf die Stressfraktur nicht mehr möglich ist. Regelmässige Röntgenkontrollen zeigen, wann die Fraktur verheilt ist und wann wieder mit einem Training begonnen werden kann.

Prävention
Zuerst müssen natürlich die Risikofaktoren angegangen werden. Hohlfüsse benötigen einen gut dämpfenden Schuh meist mit einer Schuheinlage auf Mass für das Fussgewölbe. Für Knick-Senk-Spreizfüsse ist ein Schuh mit Pronationskontrolle und Abstützung des Fusslängsgewölbes geeignet. Bei wiederholten Stressfrakturen am Fuss kann auch eine Einlage auf Mass, welche den überbelasteten Knochen abstützt und entlastet, helfen.

Beim Training müssen plötzlichen Steigerungen der Intensität, Dauer und Frequenz vermieden werden, damit der Knochen genügend Zeit hat, sich an die vermehrte Belastung anzupassen.

Hatten Sie auch schon einen Ermüdungsbruch? Was waren Ihre Erfahrungen?

Dr. med. Martin Narozny-Willi

Dr. med. Martin Narozny-Willi, unser Doc bei «Running im Outdoorblog».

* Dr. med. Martin Narozny-Willi, Facharzt Orthopädische Chirurgie, Sportmedizin SGSM und Verbandsarzt Swiss Ice Hockey. SportClinic Zürich, Sportmedizin und Leistungsdiagnostik. Die Klinik ist eine Swiss Olympic Medical Base.


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