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Rebellierende Bronchien

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Der heutige Gastblog ist von Jörg Greb*.

Ein Läufer am Ufer des Genfersees. (Foto: Keystone/Dominic Favre)

Ein Läufer am Ufer des Genfersees. (Foto: Keystone/Dominic Favre)

Ich bin perplex. Diese Feststellung: «Du atmest oberflächlich, das tönt nach Asthma.» Kann das sein? Merkt meine Ehepartnerin, was ich selbst noch nicht festgestellt habe? Am folgenden Morgen ist auch mir alles klar: Ich gerate beim Treppensteigen ausser Atem.

Um ein bekanntes Symptom zu einem unbekannten Zeitpunkt handelte es sich. Ich bin Asthmatiker, Temporärasthmatiker. «Geplagt» werde ich im Frühling, wenn die Birken blühen und wohl auch anderes. Dann bin ich ausgebremst, habe ich unbeschwertes Laufen für einige Wochen zu vergessen. Dann heisst’s: Intensität drastisch reduzieren, die Moral hochhalten, mich in Geduld üben – im Wissen, dass zwar von einem auf den andern Tag die ganze Form verflogen scheint, dass dieser Spuk aber ebenso unvermittelt wieder entschwindet – und sich das Basistraining sodann als solide Grundlage entpuppt..

Jetzt aber ist Winter? Ich bin am Langlaufen. Das muss Kälteasthma sein. Ich ziehe Erfahrungen beim Laufen heran. Bis 10 Minusgrade kann ich auch härtere Belastungen bewältigen ohne Pfeifgeräusche. Tiefere Temperaturen ertrage ich aber nicht ohne nachträgliche Begleiterscheinungen. Doch diese, so sagt die Erinnerung, verziehen sich jeweils schnell wieder. Und nun? Nichts von dem. Während Tagen fehlt die Luft fürs Langlaufen, egal, welche Temperatur das Thermometer anzeigt.

Grundlegender Fehler

Dr. med. Parik Noack ist ärztlicher Leiter des Swiss Olympic Medical Center Zentrum für Medizin und Sport in Abtwil. Er war Olympia-Arzt in Vancouver und London und ist Chief Medical Officer von den Verbänden Swiss Ski Nordisch, Swiss Triathlon und Swiss Sliding.

Dr. med. Patrik Noack ist ärztlicher Leiter des Swiss Olympic Medical Center in Abtwil. Er war Olympia-Arzt und ist Chief Medical Officer der Verbände Swiss Ski Nordisch, Swiss Triathlon und Swiss Sliding. (Foto: Swiss Triathlon)

Die erste Frage von Sportarzt Patrik Noack liefert mir bereits eine wegweisende Richtung. «Bei welcher Temperatur waren Sie unterwegs?» Zuletzt bei 16 Minusgrad, schon während einiger Tagen immer zwischen -8 und -12. Offensichtlich bin ich zu sorglos losgeskatet: bewusst dosiert, aber wohl zu wenig dosiert, mit gezieltem Schutz der Extremitäten wie Hände, Füsse, Kopf, Ohren, Augen zwar, aber ohne besonderes Augenmerk auf die Atmungsorgane. Und ohne das Bewusstsein, dass Skaten intensiver belastet als Laufen und vor allem als Langlaufen in der Klassischen Technik.

«Eine solche Reaktion ist typisch», sagt Noack und erklärt, dass «kalte Luft generell reizt». Je nach Konstitution aber sind die Folgen unterschiedlich. «Nach einem Langlaufrennen husten alle», bedient er sich der Erfahrungen mit den Schweizer Langläufern. Meist verschwindet dieser Reiz schnell wieder. Noack aber erinnert sich auch an die Tour de Ski vor fünf Jahren, als sich Dario Cologna nach der zweiten Etappe, einem hoch intensiven Sprint, nie mehr erholte und die ganze Tour de Ski «durchgehustet» hat. Und das wirkt leistungshemmend, weil ein solcher Reizhusten mit einem Verkrampfen der Bronchial-Muskulatur, geschwollener Schleimbeutel und grösserer Schleimprodukiton verbunden ist.

Schutzmassnahmen

Wie also soll ich bei tiefen Temperaturen trainieren? Noack sagt: «Bei minus 15 bleiben Sie besser drinnen, denn die nachfolgenden Körperreaktionen sind einschneidender als ein verpasstes Training.»  Aber auch Schutzmassnahmen lassen sich treffen. Am geeignetsten bezeichnet er die beiden Luftvorwärmsysteme vom Typ Jonas oder Airtrim. Günstiger, aber weniger effektiv ist das Schweizer Produkt LungPlus, ein Mundstück, das die eingeatmete Luft aufwärmt. Und auch das so genannte «Buff»-Tüchlein nützt. Mit ihm wird die Atemluft vor Mund und Nase befeuchtet. An oberster Stelle aber steht ein gutes Aufwärmen. «Mit dem dadurch angeregten Adrenalin öffnen sich die Lungen», sagt Noack.

Bekannt ist, dass Allergiker anfälliger reagieren auf die verschiedenen verwandten Asthma-Formen. Unterschieden wird zwischen: Leistungs-, Kälte-, allergischem, Dämpfe- und medikamentösem Asthma. Und ganz klar hält Noack fest: «Treten solche Asthma-Symptome regelmässig auf, lohnt sich eine genaue Analyse». Mir rät er zu einem Allergietest und im Frühling zur zeitlich begrenzten Anwendung eines Cortison-Sprays zum Umgehen dieser bronchialen Hyperaktivität. Auch bei grosser Kälte hilft ein prophylaktisches Inhalieren. Dezidierte Worte braucht er bei den Spitzensportlern: «Ist eine solche Neigung vorhanden, predige ich, diese Mittel rechtzeitig und regelmässig anzuwenden.» Nur so können die Cracks unter optimalen Voraussetzungen in die Saison starten.

*Jörg Greb ist Journalist. Er hat im Outdoorblog über seine Erfahrungen am Jungfraumarathon geschrieben.


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