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Diskushernie – wie weiter im Sport?

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Bandscheibenvorfall und Diskushernie: Was bedeutet das genau? Und darf man trotzdem Sport treiben? Das sagt unser Running-Doc Dr. med. Martin Narozny-Willi*

Ein Bandscheibenvorfall schränkt die Bewegungsfreiheit stark ein.

Ein Bandscheibenvorfall schränkt die Bewegungsfreiheit stark ein.

Symptome
Eines Morgens wachen Sie auf mit Rückenschmerzen und massiven Schmerzausstrahlungen in das rechte Bein. Im weiteren Tagesverlauf nehmen die Schmerzen zu und ausserdem wird auch noch die Kleinzehe des rechten Fusses taub. Jetzt beschliessen Sie, doch zum Arzt zu gehen.

Untersuchung
Dieser fragt Sie nach dem Beginn der Beschwerden, nach Husten- oder Pressschmerz sowie nach Harn- oder Stuhlinkontinenz. In der Untersuchung bestätigt er Gefühlsstörung an der Kleinzehe und stellt gleichzeitig fest, dass Sie auf dem rechten Fuss nicht mehr kraftvoll auf die Zehenspitze stehen können. Zudem lässt sich der Achillessehnenreflex rechts nicht mehr auslösen. Als er Ihnen im Liegen noch das gestreckte rechte Bein vorsichtig anhebt, durchfährt ein elektrisierender Schmerz ihr Bein. Mit dem ins Bein ausstrahlenden Rückenschmerz, der Sensibilitätsstörung, dem Kraftausfall und dem fehlenden Reflex haben Sie alle Zeichen, die auf einen Bandscheibenvorfall, auch Diskushernie genannt, hinweisen.

Anulus Nucleus

Anulus, Nucleus

Diskushernie

Diskushernie.

Anatomie
Ein Wirbelsäulensegment setzt sich aus zwei Wirbelköpern und der dazwischen liegenden Bandscheibe zusammen. Die Bandscheibe besteht wiederum aus einem Faserring (anulus fibrosus) und einem gallertigen Kern (nucleus pulposus). Wenn der Faserring kleine Risse bekommt, kann der Gallertkern immer weiter nach aussen drängen, bis er schliesslich gegen den Rückenmarkskanal vorfällt. Dann spricht man von einem Bandscheibenvorfall oder einer Diskushernie. Viele Menschen haben eine Diskushernie, welche gar keine Beschwerden bereitet. Dazu kommt es erst, wenn die vorgefallene Bandscheibe gegen eine Nervenwurzel drückt. Es folgt eine fatale Reaktion: Durch den Druck und durch chemische Substanzen, die mit dem Gallertkern aus dem Zentrum der Bandscheibe austreten, kommt es zur Entzündung und zum Anschwellen der Nervenwurzel, womit sie sich zusätzlich selbst stranguliert.

Bandscheibenvorfall

MRI: Bandscheibenvorfall.

MRI
Der Nachweis einer Diskushernie wird heute im MRI erbracht. Dort kann gezeigt werden, welche Diskushernie auf welchen Nerv drückt, so wie es bereits der Arzt in der Untersuchung vermutet hat. Das MRI ist eine harmlose Untersuchung ohne Belastung von Röntgenstrahlen. Das Bild wird durch ein starkes Magnetfeld erzeugt und liefert alle nötigen Informationen für die weitere Behandlung.

Therapie
75 bis 80 Prozent der Diskushernien lassen sich konservativ, d.h. ohne Operation therapieren. Die Behandlung umfasst verschiedene Massnahmen. Einerseits muss die körperliche Aktivität den Schmerzen angepasst werden. Langes Verharren in liegender, sitzender oder stehender Position ist ungünstig. Abwechselnde Positionen werden viel besser toleriert. In der akuten Phase sind sicher Schmerzmittel nötig, um überhaupt durch den Tag und auch die Nacht zu kommen. Bei massiven Beschwerden kann meist im selben Röntgeninstitut, wo auch das MRI durchgeführt wurde, eine Cortisoninjektion an die Nervenwurzel durchgeführt werden, um die entzündliche Reizung abklingen zu lassen, was innerhalb von kurzer Zeit bereits zu einer Verbesserung der Beschwerden führt. In der Physiotherapie werden im akuten Stadium die verspannten Muskeln behandelt, sowie entlastende Übungen für die Nervenwurzel instruiert. In einer weiteren Phase wird dann die Rückenmuskulatur gestärkt und der Belastungsaufbau durchgeführt. Nach 3 Monaten haben sich die Symptome bei 75 Prozent der Patienten deutlich gebessert. Es ist sogar möglich, dass sich die Diskushernie im weiteren Verlauf über die Jahre hin wieder spontan zurückbildet.

In gewissen Fällen muss aber auch operiert werden:

  1. Sollte es durch die Kompression mehrerer Nervenwurzeln zu einer Harn- und Stuhlinkontinenz kommen, dann handelt es sich um einen Notfall, der innerhalb von 24 bis 48 Stunden operiert werden muss.
  2. Auch bei einem zunehmenden Ausfall von Kraft und Sensibilität am Fuss sollte rasch operiert werden.
  3. Wenn die Schmerzen während sechs Wochen trotz konservativer Therapie nicht abnehmen, sollte ebenfalls eine Operation in Erwägung gezogen werden, da die Wahrscheinlichkeit für eine spontane Besserung dann deutlich abnimmt.

Bei der Operation wird der Teil der Bandscheibe, der gegen die Nervenwurzel drückt, entfernt. Dies geschieht in Vollnarkose durch einen Schnitt hinten am Rücken von ca. 5 bis 6 cm Länge. Oft befürchten Patienten als Komplikation die Durchtrennung eines Nervs. Dieses Risiko ist aber äusserst klein. Selten kann es zu einer Einblutung mit Kompression des Nervs, einer Verletzung der Rückenmarkshülle oder einer Wundheilungsstörung kommen.

Operatives und konservatives Vorgehen im Vergleich
Die unmittelbare Verbesserung des Beinschmerzes wird durch die Operation schneller erreicht. Im weiteren Verlauf bis zu zwei Jahre nach Krankheitsbeginn sind keine signifikanten Unterschiede in der Entwicklung der beiden Methoden bezüglich Schmerz, Patientenzufriedenheit und Arbeitsfähigkeit festzustellen. Im Vier-Jahresverlauf sind laut Studien die Resultate für die operierte Gruppe leicht besser. Dennoch muss die Operationsindikation für jeden Fall einzeln beurteilt werden, um nicht unnötig zu operieren.

Rückkehr zum Sport
Diese Zeitspanne ist individuell äusserst verschieden. Als grobe Richtlinie gilt, dass mit leichter körperlicher Anstrengung nach sechs Wochen begonnen werden kann. Sportarten mit gleichförmigen, kontrollieren Bewegungen wie Fahrradfahren, Nordic Walking und Schwimmen sind für den Aufbau besser geeignet als Spielsportarten mit stop an go, Richtungswechsel und Gegnerkontakt. Vorsichtiges Lauftraining ist ca. nach drei Monaten wieder möglich und eine vollständige Belastung nach fünf bis sechs Monaten. Auch Spitzensport ist sowohl nach konservativer, wie auch operativer Therapie mit entsprechender Rehabilitation und muskulärem Aufbau wieder möglich.

*Dr. med. Martin Narozny-Willi, Facharzt Orthopädische Chirurgie FMH, Sportmedizin SGSM und Verbandsarzt Swiss Ice Hockey. Medbase Zürich, Sportmedizin und Leistungsdiagnostik. Die Klinik ist eine Swiss Olympic Medical Base.



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