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Bänderzerrung am Sprunggelenk – was tun?

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Eine Bänderzerrung kommt oft dann, wenn man es am wenigsten erwartet: New York Fashion Week February 15, 2009

Eine Bänderzerrung kommt oft dann, wenn man es am wenigsten erwartet: Ein Modell an der New York Fashion Week, Februar 2009. (Bild: Reuters)

Ein herrlicher Lauf im Wald. Aber da haben Sie eine Wurzel übersehen und schon ist es geschehen. Sie stolpern und übertreten den Fuss. Obwohl Sie zu Hause gleich einen Kompressionsverband angelegt und mit Cold Pack gekühlt haben, ist der Fuss am gleichen Abend angeschwollen und Sie können kaum noch darauf stehen: eine klassische Bänderzerrung am Sprunggelenk. Diese Verletzung macht 15 Prozent aller Sportverletzungen aus. Richtig behandelt, heilt sie ohne Folgen aus. Ohne adäquate Behandlung können jedoch Restbeschwerden Probleme bereiten.

Das sagt unser Running-Doc *Dr. med. Martin Narozny-Willi:

Anatomie und Bänderriss

Sprunggelenk und Bänder.

Anatomie
Das obere Sprunggelenk wird von einem Bandkomplex auf der Innenseite und drei Bändern auf der Aussenseite stabilisiert. Diese Aussenbänder sind auch am häufigsten betroffen bei der klassischen Bänderzerrung, bei welcher man über die Aussenkante des Fusses umknickt. Je ein Band läuft nach vorne, unten und nach hinten, wobei das vordere weitaus am häufigsten betroffen ist, gefolgt von einer Kombinationsverletzung des vorderen und unteren Bandes.

Untersuchung
Bereits das Ausmass der Schwellung und des Blutergusses geben einen ersten Eindruck vom Schweregrad der Verletzung. Dann wird der äussere und innere Bandapparat abgetastet. So kann bereits gesagt werden, welche Bänder wohl betroffen sind. Als nächstes werden die Knöchel überprüft, ob ein Verdacht auf eine Bruch oder knöchernen Ausriss der Bänder besteht. Danach wird die Verbindung vom Waden- zum Schienbein getestet, bei entsprechendem Verdacht muss man das Wadenbein bis zum Knie abtasten. Im nächsten Schritt werden die stabilisierenden Fusssehnen auf der Innen- und Aussenseite getestet und dabei auch gleich die Basis des Mittelfussknochens an der Kleinzehe, da es hier zu einem oft übersehenen Bruch kommen kann. Vorsichtig wir zum Schluss die Stabilität der Bänder geprüft, soweit es der Schmerz zulässt. Wesentlich für das Therapieresultat ist nicht unbedingt der Grad der Verletzung, sondern die richtige Behandlung mit Ruhigstellung und Physiotherapie.

Zusatzuntersuchungen
Ein Röntgenbild ist notwendig, um Begleitverletzungen, wie knöcherne Bandausrisse, Knochenbrüche sowie Asymmetrien im Sprunggelenk, welche auf weitere Bandverletzungen hinweisen könnten, nachzuweisen. Früher wurden auch noch sogenannte gehaltene Aufnahmen durchgeführt, bei welchen man versuchte, das Ausmass der Instabilität zu messen. Auf diese Prozedur wird heute verzichtet, da die Aussagekraft im akuten Stadium schmerzbedingt nur gering ist.

Oft fragen die Patienten auch nach einem MRI. Dieses ist in den seltensten Fällen bei einer gewöhnlichen Bänderzerrung am Sprunggelenk nötig. Zwar könnte beurteilt werden, ob die Bänder nur gezerrt oder ganz gerissen sind. Dies spielt jedoch für die Nachbehandlung nur eine untergeordnete Rolle, weshalb routinemässig kein MRI durchgeführt wird. Die für die Therapieplanung relevanten Befunde können bei der einfachen Untersuchung in der ärztlichen Sprechstunde erhoben werden. Bei Verdacht auf eine Zusatzverletzung, wie z. B. auf einen Knorpelschaden oder einer Verletzung des Bandapparates zwischen Schien- und Wadenbein, der sogenannten Syndesmosenverletzung, wird das MRI zusätzlich verordnet.

Frühfunktionelle Therapie
Vergleichsstudien zeigten für die operative und nichtoperative Therapie dieselben Ergebnisse. Darum wird unabhängig vom Schweregrad der Verletzung die sofortige Operation kaum mehr durchgeführt. Das wichtigste Ziel der Nachbehandlung ist wieder ein stabiles Sprunggelenk zu erhalten. Eine unbehandelte chronische Instabilität kann über Jahre hinweg zu einer Abnutzung, d. h. zu einer Arthrose führen. Statt das Gelenk lediglich in einem Gips über Wochen ruhig zu stellen, wird heute beim Sportler eine frühfunktionelle Behandlung bevorzugt, d. h. dass sofort mit einer Physiotherapie begonnen wird. Dadurch kehren die Patienten schneller wieder an den Arbeitsplatz und zum Sport zurück, es bestehen weniger chronische Beschwerden und das Risiko einer erneuten Bänderzerrung wird vermindert.

Brace

Ein Brace: Schnürbandage mit seitlichen Stabilisatoren.

Gleich nach dem Unfall soll ein Kompressionsverband angelegt und gekühlt werden, um eine Schwellung zu minimieren. In der akuten Entzündungsphase während der ersten Tage kann eine schmerzbedingte Entlastung an Stöcken angebracht sein. Gleichzeitig soll das Sprunggelenk in einem abnehmbaren Brace, einer Schnürbandage mit seitlichen Stabilisatoren, ruhig gestellt sein. Somit können die Bänder wieder in der richtigen Position stabil verheilen. Das Brace muss in den ersten Wochen Tag und Nacht getragen werden. In der darauf folgenden Vernarbungsphase wird in der Physiotherapie weiter an der Abschwellung und am Belastungsaufbau gearbeitet.

Durch die Bänderzerrung werden auch die Mechanorezeptoren des Sprunggelenkes geschädigt. Dabei kommt es zu einem Verlust der koordinativen Fähigkeiten, welche in der Rehabilitationsphase wieder antrainiert werden müssen, z. B. auf unebenen Oberflächen oder Wackelbrettern. Zusätzlich wird an der Kraft und Beweglichkeit gearbeitet und somit das Sprunggelenk auch wieder an eine sportliche Belastung gewöhnt. Je nach Schweregrad der Verletzung dauert die Heilung einer Bandverletzung am Sprunggelenk 4-6 Wochen.

Die Therapie Bandverletzung am Sprunggelenk beim Athleten ist individuell angepasst an den Schweregrad der Verletzung sowie an die Bedürfnisse seiner Sportart. Bei konsequenter Durchführung sind die Resultate sehr gut und das Risiko einer erneuten Bandverletzung gering.

Was sind Ihre Erfahrungen?

Dr. med. Martin Narozny-Willi

Dr. med. Martin Narozny-Willi, unser Doc bei «Running im Outdoorblog».

* Dr. med. Martin Narozny-Willi, Facharzt Orthopädische Chirurgie, Sportmedizin SGSM und Verbandsarzt Swiss Ice Hockey. SportClinic Zürich, Sportmedizin und Leistungsdiagnostik. Die Klinik ist eine Swiss Olympic Medical Base.



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